08 August 2005
Wernigerode
by
Timo
...nachdenklich kratzte sich Inspektor Hatzenbacher das unrasierte Kinn und kurbelte die Scheibe seines alten Wagens herunter. Er sah zu wie zwei zwielichtige Gestalten den Rinnstein auf und ab liefen. Ungeduldig und nervös schienen sie zu sein. Abwechselnd sahen sie auf die Uhr, sie waren wohl sehr in Eile. Es handelte sich zweifelsohne um die berüchtigten 'Frösche', eine gefürchtete Dreierbande aus dem Umfeld der deutsch-spanischen Mafia. Einer fehlte. "Der dreht gerade ein Ding und wir sitzen hier blöd rum" knurrte PM Hansen. Dann murmelte er noch etwas wie "aber auf mich hört ja sowieso niemand". Hansen würdigte ihn keines Blickes. Diese Flitzpiepen frisch von der Schule konnten ihm sowieso gestohlen bleiben. Und ausgerechnet mit dem dummfrechen Hansen hatte er nun schon seit Tagen diese Verbrecherbande zu beschatten. Mit aufheulendem Motor stob ein uralter Kleinwagen an ihnen vorbei und bremste scharf vor dem tiefschwarzen Gefährt der Frösche. Sofort sprang der Fahrer heraus und holte aus dem Kofferraum etwas, das in einem großen Gitarrenkoffer verpackt war, stopfte es in den Wagen der Frösche und stieg hinzu. Unverzüglich bogen sie auf die Autobahn. Hatzenbacher hatte Mühe seinen alten Wagen in Sichtweite des Trios zu halten. Wieder kratzte er sich das unrasierte Kinn. Was hatten die Gangster nur vor? Nach einer halben Ewigkeit hielt der schwarze Wagen der Frösche plötzlich mitten auf einer vielbefahrenen Bundesstraße. Hatzenbacher schaffte es nicht mehr irgendwo unauffällig abzubiegen und so sah Hansen im Vorbeifahren wie der Fahrer hektisch auf ein hell leuchtendes Lämpchen deutete und gleichzeitig fahrig in der Bedienungsanleitung des Autos blätterte. Die beiden Polizisten warteten hinter einem Busch bis das Verbrecherauto wieder anfuhr. Sehr vorsichtig und langsam rollte die kleine Karawane so in Wernigerode ein um sofort auf dem Parkplatz der dortigen FH zu verschwinden. Hatzenbacher und Hansen schlichen sich an ein Fenster um zu beobachten wie die Frösche, statt der erwarteten Maschinenpistolen, echte Instrumente aus den Gitarrenkoffern holten und damit ein tosendes Inferno anrichteten. Gottseidank war der Spuk schnell vorüber. Die Frösche trafen sich jetzt an ihrem Wagen mit einem als ADAC-gelber-Engel verkleidetem Kontaktmann. Die Polizisten konnten aus ihrem Versteck deutlich hören wie der vorgebliche ADAC-Mann sagte er könne den Fehler nicht finden. Unter dunklem Himmel gingen die Frösche zurück in den schon gut besuchten Saal um dort unter dem Beifall der Anwesenden erneut unglaubliche Lautstärken zu produzieren. Hatzenbacher war froh als nach einer knappen Stunde alles vorbei war und die Frösche einer Band namens "Inflagranti" Platz machten, welcher selbst Hatzenbacher erfreut lauschte. Nach einer langweiligen Rückfahrt nach Berlin, immer im Heck des geheimnisvollen schwarzen Wagens, lehnte sich Hatzenbacher in die muffigen Polster seines alten Wagens zurück, sah erst abfällig auf den schnarchenden Hansen und dann auf die erlöschenden Lichter in der Wohnung der Frösche. Missmutig kratzte er sich das unrasierte Kinn, es würde wieder einmal eine lange Nacht werden....
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